«Ich hatte immer das Gefühl,
alle Tage sind Wüsten,
aus denen man
leere Postkarten schickt.
Worauf beruhte das Gefühl?
diese Frage, atmendes Wesen,
Fällt dir dazu was ein?»
(Lydia Daher)
Am vergangenen Donnerstag war ich bei einer Lesung für junge Literatur im Café Fleur. «Land in Sicht» heißt die Reihe, die ab nächstem Jahr monatlich stattfinden soll. Der Abend war eine bunte Mischung aus Prosa, Lyrik und experimentellen Sprechduetten.
Gerade zu fasziniert hat mich die Lyrikerin Lydia Daher – eine humorvolle Powerfrau, deren neustes Werk einen ganz und gar ungewöhnlichen, wundervollen Ansatz hat: ein Jahr lang hat Lydia Daher jede Woche die Literaturkritiken deutschsprachiger Zeitungen auseinander gepflückt und wieder neu zusammen gesetzt – zu Wort- und Bildcollagen. Entstanden sind Gedichtwelten, die einen zum Nachdenken bringen, die die eigene Fanatsie anregen, die einen mit offenem Mund staunen lassen. Zumindest ging es mir so, als Lydia im Café Fleur mit sanftmütig-beschwörender Stimme ihre Lyrik vorlas und uns die zugehörigen Collagenbilder zeigte.
Ihr Buch «Und auch nun, gegenüber dem Ganzen – dies, 101 Collagen» ist beim Verlag Voland & Quist erschienen ebenso wie eine Auswahl an handsignierten Collagen-Prints.